Opiate und der Führerschein

1. Allgemeines zu Opiaten

Opiate sind Drogen, die von Opium abgeleitet sind. Opium wird aus Schlafmohn, Papaver somniferum, gewonnen.
Beheimatet ist die Pflanze in Asien. Durch Einkerben der Kapsel des Schlafmohns kurz vor der Reife kommt es zum Austritt des alkaloidhaltigen Saftes, der dann eintrocknet. Diese Substanz wird abgekratzt und ergibt eine gummiartige Masse, die man als Rohopium bezeichnet.
Das Opium enthält ca. 50 verschiedene Alkaloide. Die bedeutendsten davon sind Morphin (12%), Noscapin (5%), Codein (0,5%) und Papaverin (1%).
Opiate sollen schon seit einigen tausend Jahren als Rauschdrogen in Verwendung sein.
1803 gelang zum ersten Mal die Isolierung von Morphin aus Opium. 1898 wurde zum ersten Mal Heroin hergestellt, als man auf der Suche nach einer Substanz war, die Schmerzen lindert und nicht süchtig macht. In der ersten Euphorie schrieb man dieser Substanz heroische Eigenschaften zu und nannte sie deshalb Heroin. Damit war aber die Substanz mit dem höchsten Suchtpotential gefunden.
1940 wurde in Deutschland zum ersten Mal ein synthetisches Opiat hergestellt, das Methadon. Die Wirkung des Methadons ist in mancher Hinsicht die gleiche wie die der Opiate. Wesentliche Unterschiede sind jedoch, dass es keine euphorisierende Wirkung hat, eine längere Halbwertszeit hat und dass es oral eingenommen werden kann und aus diesen Gründen als Ersatzdroge in Verwendung ist.

In Österreich sind die am häufigsten missbräuchlich verwendeten Opiate Heroin und Codein.
Heroin wird meist als weißes, beiges, braunes oder dunkelbraunes Pulver oder Granulat verkauft.
Morphin, welches in der Szene nur mehr selten aufzutreten scheint, ist weißes bis braunes Pulver, weiße Tabletten oder Ampullen. Auch als Medikamente in Tabletten-, Kapseln- oder Flüssigkeitsform können Opiate verkauft werden.
Eine weitere Konsumationsform von Opiaten ist das Trinken von O-Tee, dem Absud von getrockneten Mohnkapseln, die in Österreich in Blumenhandlungen zu Dekorationszwecken verkauft werden.

Heroin wird meistens injiziert, selten geschnupft oder auch geraucht.
Das Rauchen von Heroin wird auch „Folienrauchen“ genannt, da hierbei Heroin auf einer Aluminiumfolie über Kerzenlicht oder Feuerzeug erhitzt wird und dabei eingeatmet wird.
Heroin, dass auf der Straße gekauft enthält meist nur 10-30% tatsächliches Heroin. Es enthält dann herstellungsbedingte Verunreinigungen (Narcotin, Papaverin, Acetylcodein) und ist weiters mit Streckmittel wie z.B. Coffein, Zucker oder Paracetamol (rezeptfreies Schmerzmittel) verunreinigt.

2. Die Wirkung von Opiaten

Im menschlichen Körper wirken Opiate durch die Bindung an Endorphinrezeptoren, von denen es bislang vier definierte gibt (My-, Kappa-, Delta- und Sigma-Rezeptoren). Diese Rezeptoren befinden sich sowohl im Zentralnervensystem als auch in anderen Organen.
Opiate reduzieren Schmerzen, Aggressionen und auch die sexuellen Bedürfnisse. Es wird ein traumähnlicher Zustand erreicht, in dem die Probleme der Welt gleichgültig erscheinen.
Eine intravenöse Injektion von Heroin bewirkt ein ca. 45 Sekunden anhaltendes Wärmegefühl auf der Haut und eine Empfindung im Bauch, die man in der Intensität und Qualität am ehesten mit einem Orgasmus vergleichen könnte.
Sofort nach der Injektion stellen sich Freude und Euphorie ein, Entzugssymptome und Schmerzen werden unmittelbar gelindert.
Etwa 15 bis 30 Minuten später tritt Müdigkeit und Benommenheit ein. Es treten dann Störungen der Motorik, sowie Verlangsamung von Atmung und Reaktionen auf.
Die Wirkungsdauer von Heroin beträgt in etwa vier bis fünf Stunden.

Opiate haben sowohl zentrale als auch periphere Wirkungen im Körper. Zu den zentralen Wirkungen zählen die verminderte Atmung, die den Brechreiz und Hustenreiz vermindernde Wirkung und die Pupillenverengung.
In der Peripherie bewirken sie vor allem eine Tonussteigerung der glatten Muskulatur welche sich in Verstopfung auswirkt. Weitere Wirkungen sind die verzögerte Entleerung des Magens sowie Kontraktionen der Blasenmuskulatur und des Harnverhaltens.

Nach außen hin können Personen unter Opiumeinwirkung an verschiedenen Merkmalen erkannt werden.
Häufig treten motorische Störungen in Form von Taumeln und Torkeln auf, weiters ist meist eine leichte Benommenheit und Schläfrigkeit in Verbindung mit langsamen Bewegungen feststellbar.
Oftmals hängen die Augenlider (Ptosis), die Sprache ist undeutlich und eine extreme Pupillenverengung (Miosis) ohne Dunkeladaption (Pupillenverengung bleibt in der Dunkelheit bestehen) findet statt. Diese Miosis kann bei gleichzeitiger Anwendung von Benzodiazepinen oder Kokain (Speedball) auch wegfallen.
Weiters auffällig ist ein häufiges Lecken der Lippen aufgrund der starken Trockenheit des Mundes sowie plötzliche Wechsel zwischen Erregungszuständen und abwesend sein.

3. Toleranz bei Opiaten

Gegenüber all den oben erwähnten Empfindungen stellt sich bei regelmäßigem Gebrauch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, sodass nach langdauerndem Opiatkonsum diese Sensationen auch mit hohen Dosen kaum mehr hervorgerufen werden können.
Nach länger dauerndem Opiatmissbrauch ist vor allem das Bedürfnis, keine Entzugserscheinungen zu haben, vorherrschend und bewirkt so den weiteren Konsum der Drogen.
Vor allem gegenüber der verminderten Atmung, der beruhigenden und euphorisierenden Eigenschaften stellt sich bei kontinuierlicher Einnahme von Opiaten eine beachtenswerte Toleranz ein. Um die gleichen Effekte wie am Anfang der Drogeneinnahme zu erzielen, muss der Drogenbenützer eine wesentlich höhere Dosis zu sich nehmen.
Trotz dieser Toleranzentwicklung gibt es immer eine tödliche Dosis.
Nach einem Opiatentzug bildet sich diese Toleranz weitgehend zurück. Viele Drogensüchtige nehmen tödliche Überdosen zu sich, indem sie nach einem vollendeten Entzug auf ihre ursprüngliche Dosis zurückgehen.

4. Folgen des Opiatkonsums

Im Laufe der Zeit stellen sich auch vermehrt Symptome, wie zunehmende Apathie und Interesselosigkeit der Welt gegenüber ein.
Hinzu kommen körperliche Symptome wie Verstopfung, Schmerzbetäubung, Dämpfung des Hustenreizes, Pupillenverengung.
Weiters treten Symptome auf, die nicht durch die Droge selbst verursacht sind, sondern Begleiterscheinungen der intravenösen Applikation unter unsterilen Bedingungen sind. Es kommt zu Infektionen durch verunreinigte Nadeln und Drogen und dadurch zu Abszessen, Blutvergiftung usw. Die Ansteckungsgefahr für Hepatitis (Leberentzündung) und AIDS (Syndrom der erworbenen Immunschwäche) sollte hier auch noch Erwähnung finden.
Die Infektionswege für AIDS sind hierbei vor allem eine gemeinsame Verwendung des Injektionsbestecks als auch ungeschützter Geschlechtsverkehr, vor allem in Verbindung mit Beschaffungsprostitution.

5. Entzug bei Opiaten

Die körperlichen Symptome, die im Rahmen eines Opiatentzugs auftreten, sind sowohl von der Art des eingenommen Opiats als auch von der Menge, die genommen wurde, abhängig. Ein weiterer Faktor ist der Gesundheitszustand und die Persönlichkeit des Drogensüchtigen.
Entzugssymptome beginnen 8 bis 12 Stunden nach der letzten Drogeneinnahme.

Am Anfang steht eine zunehmende Unruhe bedrückte, gereizte Stimmung. Die ersten körperlichen Symptome sind meist starkes Schwitzen, Tränenfluss, Gähnen. Hinzukommenden Symptome sind erweiterte Pupillen, Zittern, Durchfall, Appetitlosigkeit, eventuell auch Übelkeit und Erbrechen. Häufig besteht ein Kältegefühl, das sich im ganzen Körper ausbreitet und das von einer Gänsehaut begleitet ist (daher kommt auch die englische Bezeichnung „turkey“ für Entzug).
Charakteristisch sind Schmerzen in den Muskeln und Knochen, die sich vor allem im Rücken und den Beinen manifestieren. Eines der störendsten Symptome in diesem Zustand ist sicher die Schlaflosigkeit, die fast immer auftritt. Die körperlichen Entzugssymptome erreichen nach 48 bis 72 Stunden ihren Höhepunkt.
Bis die körperliche Balance jedoch vollständig wiederhergestellt ist, dauert es mehrere Wochen. In dieser Zeit ist auch die psychische Belastbarkeit reduziert: Menschen in diesem Zustand haben eine erniedrigte Toleranz gegenüber Stress, wenig Selbstvertrauen und eine verminderte Akzeptanz gegenüber ihren eigenen Missstimmungen.

6. Medikamentöse Therapie des Opiatentzugs

Opiatentzüge können sowohl in einem ambulanten als auch einem stationären Setting durchgeführt werden.
Wesentlichste Züge der Therapie sind die Beseitigung der Schmerzen und die Bekämpfung der Unruhe und der Schlaflosigkeit, die von den Patienten meist als sehr quälend erlebt werden.
In den meisten Fällen verwendet man dazu stark dämpfend wirkende Neuroleptika, Antidepressiva oder auch langwirksame Tranquilizer.
Wesentlich ist es, eine Dehydration, die sich durch starke Durchfälle und Erbrechen einstellen kann, rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

7. Psychotherapie während des Entzugs

Grundsätzlich wäre eine begleitende Psychotherapie für alle Drogensüchtigen, die einen Entzug machen, wünschenswert.
Der Drogensüchtige, der sich – aus welchen Gründen auch immer – dazu entschließt, einen Entzug zu machen, befindet sich in einer für ihn meist bedrohlichen Situation: Er verzichtet auf eine für ihn vermeintlich lebenswichtige Substanz, die ihn vielleicht jahrelang begleitet hat und die ihm geholfen hat, Defizite seiner Persönlichkeit auszugleichen und seine Einsamkeitsgefühle und Depressionen erfolgreich zu bekämpfen.
Während des Entzugs ist der Patient noch intensiv mit seiner körperlichen Symptomatik beschäftigt, die er mehr oder weniger gut toleriert. Nach Abschluss des Entzugs befindet sich der Patient jedoch in einer für ihn völlig neuen psychischen Situation, die er nun meistern muss.
Viele Patienten fallen in dieser Zeit in ein „großes schwarzes Loch“ und werden rückfällig, nicht zuletzt deshalb, weil sie ja ein „Medikament“ kennen, das ihre psychischen Nöte bekämpfen kann. Die Realität gestaltet sich jedoch so, dass nur in einigen wenigen stationären Einrichtungen die gleichzeitige Durchführung eines körperlichen Entzugs und Psychotherapie möglich ist.

8. Auswirkungen von Opiaten im Verkehr

Personen unter akutem oder chronischem Einfluss von Opiaten sind auf keinen Fall dazu in der Lage ein Kraftfahrzeug sicher zu lenken. Durch Opiate findet eine zentrale Dämpfung und Sedierung statt welche sich in verlangsamter Motorik, verlängerten Reaktionszeiten sowie verringerter geistiger Aktivität ausdrückt. Weiteres Gefahrenpotential liefert die oben erwähnte Miosis (extreme Pupillenverengung) ohne Dunkeladaption, Schläfrigkeit, Motivationsverlust und Gleichgültigkeit gegenüber Außenreizen.

9. Nachweisbarkeit von Opiaten

Bei regelmäßigem Konsum, d.h. bei Opiat-Abhängigkeit ist der Nachweis im Urin praktisch immer möglich.
Allerdings wird Heroin im Körper relativ schnell über Monoacetylmorphin (MAM) zu Morphin abgebaut. Im Blut kann deshalb meist nur Morphin nachgewiesen werden. Kann bei einer Testung Monoacetylmorphin nachgewiesen werden, beweist dies eine relativ kurz zurückliegende Aufnahme von Heroin.
Im Urin sind Morphine bis zu drei Tagen nachweisbar, Monoacetylmorphine maximal zwei Tage.
Wie auch bei Kokain, sowie allen anderen Drogen, kann durch eine Haaranalyse ein regelmäßiger bzw. auch monatelanger zurückliegender Konsum nachgewiesen und bestätigt werden.

10. Rechtsfolgen im Straßenverkehr

Bei einer positiv erfolgten Testung (d.h. eine Beeinträchtigung durch Opiate wurde mittels Testung nachgewiesen) ergeben sich mehrer Konsequenzen. Es ist mit einer Geldstrafen von € 800 - € 3.700, dem Führerscheinentzug von ein bis drei Monaten, einer Nachschulung, einer Verkehrspsychologischen Untersuchung sowie einer Mitteilung an die Gesundheitsbehörde zu rechnen.

Es gibt auch die Möglichkeit die klinische Untersuchung, die zum Nachweis der toxischen Substanz im Körper dient, zu verweigern. Somit kann weder eine positive noch negative Testung stattfinden. Konsequenzen einer solchen Verweigerung sind Geldstrafen von € 1.600 - € 5.900, der Führerscheinentzug für mindestens sechs Monate, eine Nachschulung sowie eine Verkehrspsychologische Untersuchung. Die Mitteilung an die Gesundheitsbehörde entfällt.