Halluzinogene und der Führerschein
1. Allgemeines zu Halluzinogenen
Halluzinogene sind chemische Substanzen, die teilweise in der Natur vorkommen aber auch synthetisch hergestellt werden können.
Zu den bekanntesten pflanzlichen Halluzinogenen zählen:
- „Mescalin oder Peyote: Kakteengift, welches im Kaktus Lophophora Williamsi bzw. im Anhalonium Lewini enthalten ist.
- „Psilocybin: ist in verschiedenen Arten des Psilocybe-Pilz enthalten.
- „Muscimol: findet sich im Fliegenpilz
- „Yage: wird in tropischen Lianen gefunden.
- „Atropin und Scopolamin: finden sich in Nachtschattengewächsen wie z.B. Stechapfel, Tollkirsche, Alraun oder Bilsenkraut.
Weitere natürliche Halluzinogene konnten in Blüten, Samen und Wurzeln nachgewiesen werden, so z.B. in der Muskatnuss, einer Salbeiart oder bestimmten Windenarten.
Albert Hofmann entdeckte 1943 mit der Lysergsäure-Diäthyl-Amid (LSD-25) das bisher wichtigste synthetische hergestellte Halluzinogen. Hofmann experimentierte zu dieser Zeit mit Mutterkorn-Alkaloiden während seiner Tätigkeit als Pharmakologe für die Firma Sandoz.
In den Folgejahren wurde LSD sowohl in der Forschung als auch in therapeutischem bzw. psychiatrischem Kontext verwendet.
Der Konsum von LSD wurde in den 60er Jahren sehr beliebt, prägte die damalige Hippiebewegung und wurde zur populären Künstlerdroge.
Der massive Missbrauch der Substanz sowie die psychischen und sozialen Probleme, die an den Konsumenten beobachtet werden konnten führten dazu, dass LSD in die Suchtgiftliste aufgenommen und illegalisiert wurde. Diese Entwicklung sowie das geringe Abhängigkeitspotential von LSD führten dazu, dass die Droge am Markt an Wichtigkeit verlor. Seit den 80er Jahren wurde die Droge vor allem bei Technopartys wieder häufiger konsumiert.
Halluzinogene werden in Form von Tabletten, Kapseln oder in Form von so genannten „Mikro-Trips“ auf Zuckerstückchen oder Fließpapier aufgeträufelt eingenommen. Sie können allerdings auch injiziert werden.
Die Wirkung von LSD hält von etwa acht bis zwölf Stunden an, die Wirkung von Mescalin ca. sechs Stunden.
2. Die Wirkung von Halluzinogenen
Die folgende Beschreibung der akuten Wirkung bezieht sich sowohl auf LSD als auch auf Mescalin und Psilocybin.
Nach einer oralen Einnahme beginnt LSD nach ungefähr 45 Minuten zu wirken.
Meist sind die ersten Symptome Ruhelosigkeit und Erregung wobei auch Übelkeit vorkommen kann.
Bei der Einnahme von sehr geringen Dosen (wobei LSD äußerst stark wirksam ist und eine durchschnittliche Dosis etwa 25 bis 100 Mikrogramm beträgt) kommt es zu unterschiedlicher Ausprägung von Euphorie oder Angstzuständen. Bei Einnahme von Mescalin werden höhere Dosen (Grammdosen) benötigt.
Ob es zur Ausprägung von Euphorie oder Angstzuständen kommt, ist abhängig von der Grundstimmung desjenigen, der LSD genommen hat, von der Umgebung, in der er sich befindet und von den eigenen Erwartungen. Bei Einnahme höherer Dosen kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung von akustischen, optischen und taktilen Sensationen. Farben und Töne können unerwartete Qualitäten entwickeln. So können beispielsweise Farben gehört werden oder Klänge in Farben und Formen umgesetzt werden. Am häufigsten treten Halluzinationen visueller Natur auf, meist mit geometrischen Formen oder Figuren, manchmal auch von Personen und Gegenständen.
Genau genommen handelt es sich hierbei um „Pseudohalluzinationen“, denn die Personen, die LSD eingenommen haben, wissen fast immer, dass ihre Wahrnehmungen nicht der Realität entsprechen. Das Bewusstsein des Konsumenten ist also nicht völlig ausgelöscht.
Teilweise kann es nach der Einnahme auch zu Erlebnissen von Depersonalisation (sein eigenes Dasein scheint dem Konsumenten unwirklich) und zu Derealisation (die Realität wird nicht mehr als solche wahrgenommen) kommen. Weiters sind Personen im akuten LSD-Rausch sehr leicht beeinflussbar. Erlebnisse, Stimmungen und Erfahrungen können von außen manipuliert werden.
3. „Horror-Trips“ durch Halluzinogene
Es kann unter Einfluss von LSD zu „bad trips“ oder so genannten „Horror-Trips“ kommen.
Diese machen sich durch ausgeprägte Angstzuständen bemerkbar, der Konsument kann sich verfolgt fühlen, eine starke innere Leere empfinden und glauben, dass die Wirkung der Droge ewig anhalten wird. Diese Zustände hören meist mit dem Nachlassen der Drogenwirkung wieder auf.
Es wurde beobachtet, dass bei Halluzinogenen eine Toleranz entwickelt werden kann, dies bedeutet, dass der Körper sich an die Substanz gewöhnen kann und die Dosis dann erhöht werden muss um die gleiche Wirkung zu erzielen. Körperliche Abhängigkeit von Halluzinogenen kann nicht entstehen, sehr wohl aber psychische Abhängigkeit.
Über Schäden, die aufgrund von chronischem Halluzinogen-Missbrauch entstehen können, ist wenig bekannt, da ein häufiger Gebrauch wegen der sehr starken Wirkung selten vorkommt.
4. „Flashback“ bei Halluzinogenen
Relativ häufig kommt es zu so genannten „Flashbacks“. Als solche bezeichnet man Zustände, die spontan auftreten und in denen sich die Wahrnehmung für kurze Zeit im gleichen Sinne verändert wie zum Zeitpunkt der akuten Drogeneinnahme. Diese Flashbacks können auch noch sehr lange Zeit nach dem Drogenkonsum auftreten.
LSD kann auch, wie viele andere Drogen, bei entsprechend anfälliger Grundpersönlichkeit, auslösend für eine Psychose wirken.
5. Auswirkungen von Halluzinogenen im Verkehr
Beim Lenken eines Fahrzeuges unter Halluzinogeneinwirkung kommt es zu Fehleinschätzungen der Geschwindigkeit und der Entfernungen. Weiters besteht eine starke Blendempfindlichkeit. Jede dieser Wirkungen für sich kann bereits lebensgefährlich enden.
Aufgrund der Gefahr von „Flashbacks“ sollte der letzte Konsum von Halluzinogenen beim Lenken eines Fahrzeuges mindestens drei Monate zurückliegen. Bei sehr intensivem Gebrauch sollte zumindest ein Jahr Abstinenz eingehalten werden.
Mittels einer klinischen Untersuchung ist die Beeinträchtigung eines Lenkers durch Halluzinogene aufgrund der starren Pupillen und dem auffälligem Verhalten relativ leicht erkennbar.
Da LSD im Körper zerfällt bevor es seine Wirkung entfaltet und es über Leber und Nieren innerhalb von acht bis zwölf Stunden ausgeschieden wird ist es im Körper kaum nachweisbar.
6. Rechtsfolgen im Straßenverkehr
Bei einer positiv erfolgten Testung (d.h. eine Beeinträchtigung durch Halluzinogene wurde mittels Testung nachgewiesen) ergeben sich mehrer Konsequenzen. Es ist mit einer Geldstrafen von € 800 - € 3.700, dem Führerscheinentzug von ein bis drei Monaten, einer Nachschulung, einer Verkehrspsychologischen Untersuchung sowie einer Mitteilung an die Gesundheitsbehörde zu rechnen.
Es gibt auch die Möglichkeit die klinische Untersuchung, die zum Nachweis der toxischen Substanz im Körper dient, zu verweigern. Somit kann weder eine positive noch negative Testung stattfinden. Konsequenzen einer solchen Verweigerung sind Geldstrafen von € 1.600 - € 5.900, der Führerscheinentzug für mindestens sechs Monate, eine Nachschulung sowie eine Verkehrspsychologische Untersuchung. Die Mitteilung an die Gesundheitsbehörde entfällt.