Cannabis und der Führerschein

1. Allgemeines zu Cannabis und Marihuana

Cannabis und Marihuana stammen von der gleichen Pflanze, dem indischen Hanf, Cannabis sativa, ab. Die typische Wirkung ist auf THC (Tetrahydrocannabinol) zurückzuführen, der Wirkstoff der in allen Teilen der Pflanze zu finden ist. Besonders hohe Konzentration findet man in den Blüten der weiblichen Pflanzen. Aus dem Harz der Pflanze wird das Haschisch gemacht, indem man es von der Pflanze trennt und presst. Marihuana ist ein Gemisch aus den Blättern und Blüten der Pflanze, die getrocknet werden und dann entweder pur oder mit Tabak vermischt geraucht werden. Haschisch wird in den meisten Fällen geraucht, entweder pur in dafür eigens angefertigten Geräten oder Pfeifen oder es kann mit Tabak vermischt geraucht werden (es wird hierbei von einem Joint gesprochen). Man kann Haschisch auch essen, was meist in zubereiteter Form geschieht und zwar als Kekse oder Paste.

2. Die Wirkung von Cannabis und Marihuana

Cannabis und Marihuana können sowohl beruhigend wirken als auch eine kurzfristige Erregung hervorrufen. Gelegentlich kann es zu spontanen Lachanfällen kommen. Es kommt zu einer Verminderung der Zeitwahrnehmung im Sinne einer Verlangsamung (Minuten können wie Stunden erscheinen) und zum Gefühl der Depersonalisation in dem Sinne, dass dem Konsumenten sein eigenes Dasein unwirklich erscheint.
Der Konsum von Cannabis hat meist euphorisierende Wirkung (erhöhte Stimmungslage), kann aber auch vorhandene Stimmungslagen verstärken. Die euphorische Stimmungslage kann auch mit Angst, Scham und depressiven Verstimmungen einhergehen. Meist überwiegt am Anfang der Wirkung die Euphorie, wohingegen sich bei abnehmender Wirkung Teilnahmslosigkeit/Desinteresse und Müdigkeit einstellt.

Unerwünschte Außenreize können nach Konsum von Cannabis stark gefiltert werden und somit von der bewussten Wahrnehmung fern gehalten werden.
Zunächst erhöht Cannabis die Konzentrationsfähigkeit, längerfristig beeinträchtigt der Konsum allerdings das Kurzzeitgedächtnis sowie Reaktionsvermögen und Konzentrationsfähigkeit.
Weiters kommt es zu einer Steigerung des Appetites, zum Gefühl der Trockenheit in Hals und Mund, es kommt zu einer lebhafteren bildlichen Vorstellung und auch zu einer ausgeprägteren Unterscheidungsfähigkeit von Tönen. Durch die Wirkung auf das kardiovaskuläre System kommt es zu einer Steigerung der Herzfrequenz sowie einer Steigerung des Blutdrucks.

Cannabis kann bei längerfristigem Konsum zu Persönlichkeitsveränderungen führen. Zunächst kann eine Interessensverlagerung im Sinne von einer Hinwendung zu geistigen, philosophischen Themen stattfinden.
Bei langjährigem Gebrauch von Haschisch, Marihuana kann es zur Ausbildung von Teilnahmslosigkeit und zu einer Beeinträchtigung der Urteilsfähigkeit, der Konzentration und des Gedächtnisses kommen. Weiters sieht man manchmal eine Verminderung des Interesses bezüglich des eigenen Erscheinungsbildes und der Verfolgung konventioneller Ziele. Regelmäßiger Cannabiskonsum kann weiters zu Inaktivität, ständiger Müdigkeit und Interessensverlust führen. Diese Auswirkungen stellen wahrscheinlich das eigentliche Risiko des Cannabiskonsums dar. Meist handelt es sich bei den Konsumenten nämlich um Jugendliche in der Pubertät. Gerade für Jugendliche bildet aber eine intensive Beschäftigung mit ihrer Umwelt Möglichkeiten materielle und geistige Existenzgrundlagen zu schaffen.

Es ist jedoch schwierig, diese Symptome immer in eine entsprechende Verbindung zu der konsumierten Droge zu setzen und der Ausprägungsgrad ist auch abhängig von der Grundpersönlichkeit des Konsumenten. Jedenfalls sind diese Symptome auch wieder rückbildbar, wenn es zu keiner weiteren Einnahme der Substanz kommt.

3. Medizinische Informationen zu Cannabis und Marihuana

Die Substanz THC greift aktiv ins Bewusstsein ein und verfügt über eine lange Halbwertszeit, d.h. sie lagert sich mehrere Wochen im Körper ab, hierbei vor allem im fetthaltigem Gewebe. Tierversuche zeigen auch Ablagerungen in Leber, Lunge und Milz sowie im Kleinhirn, in Teilen des limbischen Systems und des Mittelhirns.

Bei längerfristigem Konsum gewöhnt sich der Organismus an die toxische Substanz und toleriert sie worauf auch der Bedarf steigt. Diesen Gewöhnungseffekt des Körpers mit darauf folgender Bedarfssteigerung nennt man Toleranzbruch. Ein so genannter Toleranzbruch entsteht nach etwa fünf Jahren des gehäuften Missbrauchs. Von gehäuftem Missbrauch spricht man bei einem regelmäßigen Konsum von etwa drei Mal wöchentlich.
Werden während des Konsums von Cannabis jeweils sechs bis acht Wochen Abstinenzzeit eingehalten wird das Erreichen eines Toleranzbruches verhindert.

Bei der Frage nach psychischen Erkrankungen, die durch Cannabiskonsum ausgelöst werden finden sich verschiedene Antworten in der Fachliteratur. Einerseits findet sich der Ansatz, dass Cannabiskonsum, bis auf die oben genannten Veränderungen, in der Regel keine psychischen Erkrankungen auslöst.
Andererseits wird aber auch davon gesprochen, dass durch regelmäßigen Cannabiskonsum Psychosen entstehen können, da Cannabis die psychischen Strukturen eines Menschen sehr stark in Unruhe versetzen kann.

Körperliche Beeinträchtigungen durch chronischen Cannabiskonsum betreffen hauptsächlich die verschiedenen Atmungsorgane. So kann es beispielsweise zu Schädigungen der Bronchialschleimhaut sowie zu Reizungen des Rachens bzw. der oberen Luftwege kommen. Häufiger Cannabiskonsum kann somit ähnliche Schädigungen wie der Missbrauch von Tabak hervorrufen.
Weiters konnte bei medizinischen Testungen herausgefunden werden, dass Cannabis scheinbar in den Hormonhaushalt eingreift und somit einen Anstieg der weiblichen Hormone hervorruft.

Im Grunde kommt es auch nach langjährigem Konsum zu keinen körperlichen Entzugserscheinungen. Gelegentlich werden Unruhe, Schlaflosigkeit und Nervosität beobachtet, die aber vermutlich auf die veränderte Lebenssituation zurückzuführen sind.

4. Auswirkungen von Cannabis im Verkehr

Eine Beeinträchtigung durch den Konsum von Cannabis kann bis zu 14 Stunden andauern. Durch die Speicherung der toxischen Substanz im Gehirn können Störungen der Wahrnehmungsfähigkeit sowie Einschränkungen der Konzentration auftreten.
Ebenfalls auftreten können falsche Interpretationen von Verkehrszeichen oder Lichtreizen. Das so genannte „Flash back Syndrom“ kann auch noch mehrere Tage nach dem Drogenkonsum zu Beeinträchtigung führen, indem im Körper abgelagertes THC freigesetzt wird. Konsum von THC mit gleichzeitigem Genuss von Alkohol lässt das Risiko für Verkehrsunfälle stark ansteigen.

Bei einer Kontrolle durch die Polizei können folgende Hinweise Verdachtsmomente auf Verkehrsteilnahme unter THC Einfluss bilden: Glasige, gerötete Augen, geweitete Pupillen, Müdigkeit, langsame Reaktion auf Licht, Konzentrationsstörungen, Unsicherheit in der Bewegung, sowie diverse Rauchutensilien und nicht zuordenbarer, süßlicher Geruch.

Sind Verdachtsmomente seitens der Polizei gegeben kann die Exekutive eine klinische Untersuchung durch einen Arzt anordnen.
Bei groß angelegten Polizeikontrollen ist teilweise ein Amtsarzt schon vor Ort, welcher bei entsprechendem Verdacht sofort Testungen durchführen kann.
Bei Verkehrskontrollen bei denen kein Amtsarzt dabei ist, kann die Exekutive selbst, mittels eines Drogentests, ihren Verdacht überprüfen. Sollte dieser Test ein positives Ergebnis zu Tage bringen, wird ein Termin beim Amtsarzt zur weiteren Überprüfung festgesetzt.
Gegebenenfalls wird bei Kontrollen der verdächtigte Fahrer auch sofort zum Amtsarzt gebracht.

5. Nachweisbarkeit von Cannabis

Hierbei gibt es verschiedene Nachweismöglichkeiten von THC im Körper.
Die Konzentration von THC im Speichel ist relativ gering. Weswegen für einen Nachweis im Speichel sehr viel Probematerial notwendig wäre. Eine Testung mittels des Speichels hat sich deshalb als eher unpraktisch erwiesen.
Durch die Speicherung des THC im Fettgewebe und des langsamen körperlichen Abbaus der toxischen Substanz kann Cannabis teilweise sehr lange im Harn nachgewiesen werden. Möglich hierbei ist, dass bis zu zwei Monate nach dem letzten Konsum eine Testung mittels Harn positiv ausfallen kann.
Eine weitere Nachweismöglichkeit von THC stellt der so genannte „Handwaschtest“ dar. Dieser nutzt den Umstand, dass Cannabis auch über den Schweiß ausgeschieden wird. Hierbei werden die Hände des Verdächtigen in Chloroform gewaschen, wobei dieses danach verdampft und der verbleibende Rückstand anschließend auf Cannabinoide untersucht wird.
Mittels Bluttest kann THC in etwa 12 Stunden lang, nach dem Konsum, im Körper nachgewiesen werden.

6. Rechtsfolgen im Straßenverkehr

Bei einer positiv erfolgten Testung (d.h. eine Beeinträchtigung durch Cannabis wurde mittels Testung nachgewiesen) ergeben sich mehrer Konsequenzen. Es ist mit einer Geldstrafen von € 800 - € 3.700, dem Führerscheinentzug von ein bis drei Monaten, einer Nachschulung, einer Verkehrspsychologischen Untersuchung sowie einer Mitteilung an die Gesundheitsbehörde zu rechnen.

Es gibt auch die Möglichkeit die klinische Untersuchung, die zum Nachweis der toxischen Substanz im Körper dient, zu verweigern. Somit kann weder eine positive noch negative Testung stattfinden. Konsequenzen einer solchen Verweigerung sind Geldstrafen von € 1.600 - € 5.900, der Führerscheinentzug für mindestens sechs Monate, eine Nachschulung sowie eine Verkehrspsychologische Untersuchung. Die Mitteilung an die Gesundheitsbehörde entfällt.